für Flöte, Schlagzeug, Violoncello, Live-Elektronik und Video (2004)
unvollendet

 Musiktheaterprojekt nach einer phantastischen Geschichte von Luis Borges

Kommentar 

Stichworte
Das Fortbestehen des Denkens in einer Welt der Bedrohungen.
Das Fortbestehen des Denkens in einer erstarrten Welt.
Einkapselung und Gefangenheit des Denkens im Innern.
Das Werk wird gedacht und bleibt für immer unausgesprochen. Es existiert in
der sterbenden Hülle des Dichters und leuchtet in die äußere Welt.
songpragai = thailändisch leuchten
Das Denken in Sprache.
Orchestrierte Sprache.
Phoneme sind versteinerte orchestrale Klangfarben.
Sprache löst sich aus der Versteinerung.
Sprache wird hörbar als Übergang von Orchestrationen.

Das geheime Wunder

Das geheime Wunder ist eine Kurzgeschichte von Luis Borges aus dem Zyklus Fiktionen.
Es handelt von Jaromir Hladik, einem tschechischen Dichter, der 1939 in die Fänge der Gestapo gerät. Da er der Widerstandsbewegung angehört, soll er durch Erschiessen hingerichtet werden. Er entwickelt Fantasien, in denen er den Moment der Erschiessung erlebt. Von Gott erbittet er sich ein Jahr, um seinen letzten Roman noch vollenden zu können. Bald jedoch kommt der Tag der Hinrichtung. Unmittelbar bevor die Soldaten anlegen, wird seine Bitte erhört und die Welt erstarrt. Hladik bekommt ein Jahr in einer erstarrten Welt geschenkt, in der er selber jedoch in Gedanken seinen Roman vollenden kann. Nach Ablauf des Jahres stribt er im Kugelhagel.

Lou

Lou ist ein Roman von Johann Nikolaus Schneider, entstanden 1997.
Im Zentrum der Erzählung steht wiederum ein Dichter. Er ist ein Zeitenwanderer. Er existiert in verschiedenen Zeitaltern zwischen Mittelalter und Gegenwart. Er stirbt nie, sondern entschwindet in andere geschichtliche Zeiten, verkriecht sich dorthin. Die in der Erzählung enthaltenen, formell streng angelegten Gedichte stellen in diesem Zusammenhang eine Art Kopfwelt dar. Sie werden in thailändischer Sprache vorgetragen, als kurze Silben über große Zeitstrecken hinweg eingestreut. Eine Besonderheit der gesprochenen thailändischen Sprache ist die Tatsache, dass ihr Charakter nie aggressiv sein kann. Ein Kontrast gegen die äußeren bedrohlichen Welten.

Akustische Komposition
Beeinflusst durch ästhetische Erfahrungen, die der Komponist am IRCAM/Paris und am Experimentalstudio der Heinrich-Strobel-Stftung gesammelt hat, beschäftig er sich seit einigen Jahren mit der akustischen Instrumentalkomposition. Darunter ist die Betrachtung aller Töne und Klänge, die ein klassisches Instrument hervorbringen kann, nur unter dem Gesichtspunkt ihrer akustischen Eigenschaften und nicht aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu klassischen Orchestrationskategorien zu verstehen. Akustische Eigenschaften sind zum Bespiel die spektralen Eigenschaften, die Brillianz eines Klanges und dessen Komplexität. Tonhöhe - soweit vorhanden - sowie physikalische Lautstärke gehören ebenfalls dazu. In diesem Rahmen hat der Komponist am Experimentalstudio die Datenbank das virtuelle Orchester entwickelt, die viele tausend Instrumentalklänge, deren Herkunft und akustische Eigenschaften katalogisiert.

Instrumentaler Sprachklang
Mittels der Analyse von spektralen Hüllkurven hat der Komponist vor einigen Jahren eine Methode entwickelt, durch die Mischung von Instrumentalklängen die Klangfarbe von Phonemen anzunähern. Das erste musikalische Resultat war das Orchesterwerk Nicanor. Diese Methode erfordert naturgemäß größere Ensembles, um ausreichenden Mischklang zu erreichen. Mittels elektroakustischer Verfahren wie Nachhall, Freezing o.ä. ist es jedoch auch möglich, von einem einzelnen Instrument eine Orchestration sukzessive aufzubauen zu lassen, also eine musikalische Sequenz, die die Bestandteile des Mischklangs nacheinander spielt, zu „vertikalisieren".
Im Zentrum des Werkes (ab Minute 27) steht denn auch ein ausgedehntes Solo der Flöte. Sie spielt nach und nach 20 Klangsequenzen. Jede Klangsequenz entspricht einem Phonem oder einem Phonemübergang des Wortes songpragai. songpragai ist ein thailändisches Wort und bedeutet leuchten (intensiv leuchten). Jede Klangequenz wird von der Live-Elektronik vertikalisiert, d.h. alle Teile der Klangsequenz erklingen gleichzeitig. Die statischen Klänge werden kreisförmig im Raum verteilt. Nach einer Phase der „Versteinerung" der live-elektronischen Klänge beginnen die Klänge, ineinander überzugehen, wodurch das Wort songpragai allmählich hörbar wird.

Raumklang, Live-Elektronik

Übergänge in den phonetischen Kangfarben entsprechen räumlichen Übergängen. Diese lassen sich leicht durch Lautsprecherüberblendungen realisieren. Da die Flöte beweglich ist, wird aber auch sie phonetische Übergänge darstellen, indem sie den Lautsprecherbewegungen hin und wieder „nachgeht". Das Schlagzeug und das Violoncello befinden sich statisch an entgegengesetzten Seiten des Raums. Die Live-Elektronik wurde ansonsten bereits unter Instrumentaler Sprachklang beschrieben.

Dauer 

60 min.

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 Musiktheaterprojekt nach einer phantastischen Geschichte von Luis Borges

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Das Fortbestehen des Denkens in einer Welt der Bedrohungen.
Das Fortbestehen des Denkens in einer erstarrten Welt.
Einkapselung und Gefangenheit des Denkens im Innern.
Das Werk wird gedacht und bleibt für immer unausgesprochen. Es existiert in
der sterbenden Hülle des Dichters und leuchtet in die äußere Welt.
songpragai = thailändisch leuchten
Das Denken in Sprache.
Orchestrierte Sprache.
Phoneme sind versteinerte orchestrale Klangfarben.
Sprache löst sich aus der Versteinerung.
Sprache wird hörbar als Übergang von Orchestrationen.

Das geheime Wunder

Das geheime Wunder ist eine Kurzgeschichte von Luis Borges aus dem Zyklus Fiktionen.
Es handelt von Jaromir Hladik, einem tschechischen Dichter, der 1939 in die Fänge der Gestapo gerät. Da er der Widerstandsbewegung angehört, soll er durch Erschiessen hingerichtet werden. Er entwickelt Fantasien, in denen er den Moment der Erschiessung erlebt. Von Gott erbittet er sich ein Jahr, um seinen letzten Roman noch vollenden zu können. Bald jedoch kommt der Tag der Hinrichtung. Unmittelbar bevor die Soldaten anlegen, wird seine Bitte erhört und die Welt erstarrt. Hladik bekommt ein Jahr in einer erstarrten Welt geschenkt, in der er selber jedoch in Gedanken seinen Roman vollenden kann. Nach Ablauf des Jahres stribt er im Kugelhagel.

Lou

Lou ist ein Roman von Johann Nikolaus Schneider, entstanden 1997.
Im Zentrum der Erzählung steht wiederum ein Dichter. Er ist ein Zeitenwanderer. Er existiert in verschiedenen Zeitaltern zwischen Mittelalter und Gegenwart. Er stirbt nie, sondern entschwindet in andere geschichtliche Zeiten, verkriecht sich dorthin. Die in der Erzählung enthaltenen, formell streng angelegten Gedichte stellen in diesem Zusammenhang eine Art Kopfwelt dar. Sie werden in thailändischer Sprache vorgetragen, als kurze Silben über große Zeitstrecken hinweg eingestreut. Eine Besonderheit der gesprochenen thailändischen Sprache ist die Tatsache, dass ihr Charakter nie aggressiv sein kann. Ein Kontrast gegen die äußeren bedrohlichen Welten.

Akustische Komposition
Beeinflusst durch ästhetische Erfahrungen, die der Komponist am IRCAM/Paris und am Experimentalstudio der Heinrich-Strobel-Stftung gesammelt hat, beschäftig er sich seit einigen Jahren mit der akustischen Instrumentalkomposition. Darunter ist die Betrachtung aller Töne und Klänge, die ein klassisches Instrument hervorbringen kann, nur unter dem Gesichtspunkt ihrer akustischen Eigenschaften und nicht aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu klassischen Orchestrationskategorien zu verstehen. Akustische Eigenschaften sind zum Bespiel die spektralen Eigenschaften, die Brillianz eines Klanges und dessen Komplexität. Tonhöhe - soweit vorhanden - sowie physikalische Lautstärke gehören ebenfalls dazu. In diesem Rahmen hat der Komponist am Experimentalstudio die Datenbank das virtuelle Orchester entwickelt, die viele tausend Instrumentalklänge, deren Herkunft und akustische Eigenschaften katalogisiert.

Instrumentaler Sprachklang
Mittels der Analyse von spektralen Hüllkurven hat der Komponist vor einigen Jahren eine Methode entwickelt, durch die Mischung von Instrumentalklängen die Klangfarbe von Phonemen anzunähern. Das erste musikalische Resultat war das Orchesterwerk Nicanor. Diese Methode erfordert naturgemäß größere Ensembles, um ausreichenden Mischklang zu erreichen. Mittels elektroakustischer Verfahren wie Nachhall, Freezing o.ä. ist es jedoch auch möglich, von einem einzelnen Instrument eine Orchestration sukzessive aufzubauen zu lassen, also eine musikalische Sequenz, die die Bestandteile des Mischklangs nacheinander spielt, zu „vertikalisieren".
Im Zentrum des Werkes (ab Minute 27) steht denn auch ein ausgedehntes Solo der Flöte. Sie spielt nach und nach 20 Klangsequenzen. Jede Klangsequenz entspricht einem Phonem oder einem Phonemübergang des Wortes songpragai. songpragai ist ein thailändisches Wort und bedeutet leuchten (intensiv leuchten). Jede Klangequenz wird von der Live-Elektronik vertikalisiert, d.h. alle Teile der Klangsequenz erklingen gleichzeitig. Die statischen Klänge werden kreisförmig im Raum verteilt. Nach einer Phase der „Versteinerung" der live-elektronischen Klänge beginnen die Klänge, ineinander überzugehen, wodurch das Wort songpragai allmählich hörbar wird.

Raumklang, Live-Elektronik

Übergänge in den phonetischen Kangfarben entsprechen räumlichen Übergängen. Diese lassen sich leicht durch Lautsprecherüberblendungen realisieren. Da die Flöte beweglich ist, wird aber auch sie phonetische Übergänge darstellen, indem sie den Lautsprecherbewegungen hin und wieder „nachgeht". Das Schlagzeug und das Violoncello befinden sich statisch an entgegengesetzten Seiten des Raums. Die Live-Elektronik wurde ansonsten bereits unter Instrumentaler Sprachklang beschrieben.

Dauer 

60 min.

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